Perfektion, ein Wort, das so mächtig anmutend ist und einen so tiefen Eindruck hinterlässt. Kennen wir nicht alle unzählige Situationen oder Momente, wo wir danach streben perfekt zu sein? Sei es in unseren Beziehungen, bei der Erledigung täglicher Aufgaben, bei Aktivitäten mit Freunden, bei der Arbeit – ja, auch bei unserem Aussehen ist uns Makellosigkeit wichtig. Aber was steckt hinter diesem Drang nach Perfektion? Lassen Sie uns in diesem heutigen Beitrag gemeinsam einen Blick unter die Schale des Perfekten werfen.
Perfektionismus: Die Falle
Perfektionismus ist eine Persönlichkeitseigenschaft, die mit einem sehr hohen Anspruch an sich selbst einhergeht und entsprechend auch mit hohen Standards verbunden ist. Wer perfekt sein möchte, setzt sich hohe Ziele und hat ebenso hohe Erwartungen. Eine anspruchsvolle Forderung, die – so reizvoll das Vollkommene und Perfekte auch sein mag – die Gefahr birgt, sich selbst und auch andere zu überfordern. Die psychologische Forschung hat gezeigt, dass der Wunsch nach Perfektion zu Stress, Angstzuständen und sogar Depressionen führen kann. Warum? Weil Perfektionismus oft mit der Sorge einhergeht zu versagen oder nicht genug zu sein. Auch die Angst, das Ansehen und die Wertschätzung der Mitmenschen zu verlieren oder ein ständiges Gefühl der Unzulänglichkeit mischen sich unter die unerwünschten Begleiterscheinungen des Perfekten.
Woher der Drang nach Perfektion?
Um seinen eigenen Perfektionismus zu verstehen, ist es wichtig einen Blick in die eigene Kindheit zu werfen. Hier werden wesentliche Grundsteine der Entwicklung gelegt und damit die Grundlagen unserer Persönlichkeit entwickelt. In vielen Fällen entwickelt sich Perfektionismus in der Kindheit, wenn Kinder zum Beispiel hohe Erwartungen von ihren Eltern, Lehrern oder sich selbst auferlegt bekommen. Diese Kinder lernen, dass ihre Selbstachtung von ihren Leistungen abhängt, was später zu einem unaufhörlichen Streben nach Perfektion führen kann. Sehr oft liegt dem Drang nach Perfektion auch der Wunsch nach Ordnung und Struktur zugrunde. Fehlende elterliche Erwartungen und Richtlinien, können den Perfektionismus der Kinder ebenso fördern. Dennoch sei erwähnt, dass neben der Prägung durch die Bezugspersonen, auch Persönlichkeit, Erbanlagen und die Umwelt zur Entwicklung von Perfektionismus beitragen.
Das Perfekte mit zwei Gesichtern
Im Allgemeinen kann zwischen zwei Arten von Perfektionismus unterschieden werden: dem gesunden (funktionalen) Perfektionismus und dem ungesunden (dysfunktionalen) Perfektionismus. Menschen mit gesundem Perfektionismus setzen hohe, aber erreichbare Standards für sich selbst. Sie streben nach Exzellenz, ohne sich selbst zu verurteilen, wenn sie Fehler machen. Dieser Ansatz kann zu persönlichem Wachstum und Erfolg führen.
Der ungesunde Typ des Perfektionismus ist von Selbstkritik, Angst vor Versagen und übermäßigem Stress geprägt. Menschen mit ungesundem Perfektionismus sind selten zufrieden, selbst wenn sie großartige Leistungen erbringen. Dies kann zu einem Teufelskreis aus Frustration, Selbstzweifel und Entmutigung führen.
Legen Sie den Perfektionismus ab
Wenn Sie erkennen, dass Sie perfektionistische Tendenzen haben und der Perfektionismus in Ihrem Leben negative Auswirkungen hat, können Sie mit bewusstem Training versuchen, Akzeptanz zu schaffen. Erlauben Sie sich kleine Fehler und Unsicherheiten.
Hier ein paar Tipps:
- Verabschieden Sie sich von der Idee des Perfekten, denken Sie nicht lange nach. Tun Sie es einfach!
- Hören Sie auf die eigenen Bedürfnisse und lernen Sie zu erkennen, wann genug ist. Tun Sie es für sich und Ihr Wohlbefinden.
- Lassen Sie los. Sie müssen nicht jedes Detail und jeden Schritt überwachen. Arbeiten Sie mit Prioritäten und lassen bewusst auch mal die Arbeit liegen.
- Holen Sie sich Hilfe: Wenn Perfektionismus Ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt, kann eine psychologische Begleitung sehr hilfreich sein.
Der Perfektionismus-Highway ist komplex, aber er kann zu einer lohnenden Entdeckung unserer Persönlichkeit, mit all den inneren Stärken und Schwächen führen. Wenn wir aufhören, nach dem Perfekten und Vollkommenen zu streben und stattdessen versuchen, das Beste aus uns selbst herauszuholen – dann erst begegnen wir uns selbst mit Verständnis, Freundlichkeit und Akzeptanz.